Die Stimmung der vielen Gäste beim Freundeskreis Musik in Gaußig ist ungemein festlich, denn das letzte Konzert der jahrzehntelangen Reihe ist angesagt. „Wenn’s am Schönsten ist…“, folgert längst Holger Weißig und begrüßt mit lachendem und weinendem Auge die aus Taiwan stammende Konzertpianistin Li Chun Su. Eine schöne Tradition endet und Ehepaar Claudia und Holger Weißig sind samt Tochter, Sohn und Enkel noch mal allerbeste Gastgeber.
Seit 2013 hat die Musikreihe eine neue Blütezeit, die in die Lausitz strahlt. Ihr Credo: hochkarätige Kammermusik aller Epochen bei Beachtung der Zielstellung des von Hans Rausendorf 1975 im Spiegelsaal gegründeten Musikkreises. Aufsteller und Chroniken bekräftigen die Ausstrahlung der Konzerte. So schwärmen ältere Stammgäste noch von Fahrten zum „Prager Frühling“, zur Semperoper, zum Schauspielhaus Berlin oder nach Potsdam. Wussten von zig Violin- und Klavierabenden bis zu Terrassen- und Harfenkonzerten und deren prominenten Künstlern. Nun erklingt ein letztes Mal Klaviermusik von Barock bis Spätromantik, sorgfältig ausgewählt für den Abschiedsabend. Li Chun Su, die ihr Konzertexamen 2008 an der Berliner Akademie der Künste ablegte, beginnt mit Variationen G-Dur von G. F. Händel, lässt das heitere Thema verträumt gleiten, sich steigern und in elegant virtuosen Tastenzauber tauchen, der glanzvoll schließt. Applaus prasselt zur sympathischen Interpretin, die den Abend auch mit Anekdoten zu Werken und ihren Meistern bereichert. Die Ruinen von Athen, eine Variation von Ludwig van Beethoven, gibt sie fantasievoll energisch, macht dem expressiven Stil des Komponisten mit wild wirbelnder Bewegtheit und Fortissimo-Treiben Komplimente und endet mit Kühnheit. Die d-Moll-Chaconne BWV 1004 präsentiert sie in einer Bach-Busoni-Fassung. Der Flügel glüht Dramatik. Doppelgriffe, Tonleiterfiguren rasen dahin, schaffen Spannungsbögen der Wärme, des Nachdenkens. Trumpfen einfallsreich mit dem Mollcharakter und schließen monumental. Die Stimmung knistert Wehmut der Erlesenheit. Mit Stücken von Frédéric Chopin wie der Barcarolle op. 60 oder den Nocturnes aus op. 9 löst die Künstlerin Zauber der Romantik aus, ehrt den sensiblen Konzertvirtuosen, der achtjährig sein erstes Konzert spielte. Flügelglanz säuselt, tanzt und flirrt tremolierend, formt Leidenschaft der Durchsichtigkeit und Arpeggien der Noblesse. Ist Feuerwerk der Seele mit polnischem Idiom. Franz Liszts bekannteste Ungarische Rhapsodie Nr. 2 beschließt mit prägnanter Rhythmik seiner Heimat den Abschiedsabend. Sanftheit wühlt in Tiefen, braust in Eckpunkten. Turbulenz der Zigeunermusik ist Wildheit des Tanzes. Delikatesse einer Meisterin ihres Faches, die keine Note braucht, ist Rausch und Klang der Superlative. Bravos fliegen ihr zu. Weiße Rosen und Riesenovationen danken. Genussreiche Zugaben bis zu Gershwin erfreuen. Bleibt der krönende Abschluss stehender Ovationen bei der Hommage von Konrad Schulz und Bärbel Knebel-Schubert sowie vom Vorstand des Heimatvereins, die der Familie für alle Musikfreude danken und dem Ehepaar Weißig ein geheimnisvolles Dankesherz und prächtige Blumengebinde für neue Freuden überreichen.
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November 2023
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